Entwicklung von Flachlandmähwiesen
Was ist eine Flachland-Mähwiese? Ein FFH-Lebensraumtyp, eine bunte Blumenwiese, eine landwirtschaftliche Nutzfläche, eine Bienenweide, ein besonders geschützter Landschaftsbestandteil und – eher selten. Nicht nur einzelne Arten, sondern ganze Lebensraumtypen können auf der Roten Liste stehen – und das tun die Flachland-Mähwiesen: In Nordrhein-Westfalen sind sie „stark gefährdet“. Sind doch die Bedingungen, unter denen sie gedeihen, das genaue Gegenteil der heutigen überwiegend verbreiteten Nutzungsform von Grünland. Zweimal im Jahr wollen sie gemäht werden, starke Düngung und Pflanzenschutzmittel bedeuten ihr Ende. Ihre Samen, die vor allem durch die ebenfalls kaum noch existierende Wanderschäferei Verbreitung fanden, fliegen vermehrt „ins Leere“.
Will man diese Wiesen fördern oder gar neu schaffen, muss man heute nachhelfen: Zum Beispiel mit der Aussaat regionalen Mähwiesen-Saatgutes. So sind an zwei geeigneten Standorten im Projektgebiet inzwischen artenreiche Mähwiesen auf den Weg gebracht worden:
Im August 2015 wurde die erste Wiese auf einem Sommerdeich in Rheinnähe angelegt. Nachdem zunächst durch Öffnen des Oberbodens ein passendes Bett geschaffen worden war, erfolgte die Einsaat der Wiesensaatmischung aus heimischen Wiesenpflanzen. Im Umfeld dieser ersten Einsaaten wurden 2016 fünf weitere Einsaatfenster angelegt sowie acht Einsaatfenster an einem zweiten geeigneten Standort innerhalb des Projektgebietes. Insgesamt wurden mit den schon im Jahr 2015 erfolgten Einsaaten auf 10,5 ha Gesamtfläche 15.000 m² neu eingesät und 5,5 ha Grünland direkt verbessert.
Die floristische Ausstattung von weiteren 6,8 ha zuvor artenarmen Grünlands konnte zusätzlich auf ähnliche Weise verbessert werden. Wie bei den zusätzlichen Blänken war das Budget zum Projektende auch für diese Maßnahme noch nicht voll ausgeschöpft und sie konnte deshalb erweitert werden.
Wir haben von insgesamt 41 Wiesenkräutern und – gräsern Saatgut verwendet. 18 von ihnen stehen auf der Roten Liste NRW. Wenn die Saat sich gut entwickelt, wird in den nächsten Jahren eine Blumenwiese vom Typ Salbei-Glatthaferwiese entstehen. Dieser Wiesentyp, der zu den buntesten Wiesen überhaupt zählt, gedeiht auf trockenen, basenreichen Standorten, wie sie bei uns z. B. in Hanglagen auf Deichen in der Rheinaue vorkommen.
Das Saatgut stammt aus der regionalen Saatgutvermehrung. Die Samen vieler besonderer Arten wie Tauben-Scabiose (Scabiosa columbaria), Kleiner Wiesenknopf (Sanguisorba minor), Wiesen-Bocksbart (Tragopogon pratensis) – und Wiesen-Salbei (Salvia pratensis) wurden an ausgewählen Wuchsorten im Kreisgebiet sogar per Hand gesammmelt. Alles soll regional und typisch sein. Sehr schwer und selten zu gewinnende Samen wurden in Töpfen vorgezogen und die Jungpflanzen sorgfältig im Herbst in die Wiesenentwicklungsfläche eingepflanzt.
Mit unseren neu angelegten Wiesen sind wir auch nach Projektende noch weiter beschäftigt. Zur Wiesenanlage gehört nämlich auch, dafür Sorgen zu tragen, dass unerwünschte Konkurrenz nicht Fuß fassen kann. Denn die Nutzer des Mahdgutes sehen Jakobs-Kreuzkraut, Disteln und Co. nicht gerne in ihrem Heu. Ziel ist eine gut landwirtschaftlich nutzbare Wiese mit gesundem Heu.