Grünlandvögel

Genauso wie Grünland nicht gleich Grünland ist, stellen die darauf lebenden Vögel unterschiedliche Bedürfnisse an ihren Lebensraum.

 

 

 

Der unscheinbar braune Wiesenpieper (Anthus pratensis) fällt meist erst auf, wenn er singend vom Himmel trudelt. Tatsächlich lässt er sich wie ein kleiner Fallschirm langsam aus der Höhe zwischen die Halme sinken. Auch ein Zaunpfahl wird gerne als Singwarte genutzt. Sein Nest baut er auf dem Boden, deshalb muss das Grünland genügend Deckung bieten, ohne zu dicht oder zu hoch zu sein – schließlich muss die Beute noch erreichbar sein. Ein wenig feucht, extensiv genutzt und mit vielen Insekten, Spinnen und Schnecken soll es sein, damit dieser Singvogel sich wohl fühlt. Nachdem der Bestand in ganz Europa seit 1980 um fast zwei Drittel zurück gegangen ist, ist er auch in NRW nur noch lückenhaft verbreitet.

 

Anspruchsvolle Grünlandvögel sind der Rotschenkel (Tringa totanus) und die Uferschnepfe (Limosa limosa). Ihre spezielle Art der Nahrungssuche, nämlich das Stochern im Boden mit ihren langen, dünnen Schnäbeln, stellt besondere Erfordernisse an den Lebensraum. Hervorragend geeignet sind hier Blänken – vegetationsarme, zeitweise flach mit Wasser bespannte Mulden, deren Bodenschichten weich genug zum Stochern sind, ebenso wie Flachwasserbereiche. Der Neststandort dagegen sollte an trockenen Stellen mit etwas höherer Vegetation liegen. Ein gewisser Nährstoffgehalt sollte vorhanden sein, um ein reiches Bodenleben als Nahrungsgrundlage zu gewährleisten. Wurden die Eier erfolgreich ausgebrütet, beginnt der Nachwuchs als Nestflüchter sehr bald, unter Anleitung der Eltern nach Nahrung zu suchen. Jetzt ist niedrige, blütenreiche Vegetation gefragt, von der die Kleinen eifrig Insekten absammeln. Immer schwerer ist es diesen Vögeln in der Vergangenheit gefallen, einen solchen Lebensraum zu finden: Die europäischen Bestände beider Arten haben sich seit 1980 halbiert.

 

Obwohl ein solcher Rückgang auch beim Kiebitz (Vanellus vanellus) festgestellt wurde, ist er zur Zeit noch nicht so selten wie die beiden vorgenannten Arten. Noch kommt er flächendeckend im Tiefland von NRW vor, doch der Bestandstrend ist eindeutig negativ. Offene Flächen mit niedriger Vegetation geringen Deckungsgrades bevorzugt der Kiebitz zur Brut. Auf Grünland sind dies extensiv bewirtschaftete, feuchte Wiesen und Weiden mit geringem Nährstoffgehalt, auf denen die Gräser nur langsam wachsen. Die Kiebitzbalz im März/April ist ein sehenswertes Schauspiel. Die Paare schlagen in der Luft wahre Kapriolen umeinander und lassen dabei ihre unverwechselbaren Rufe ertönen.

 

Andere Ansprüche an das Grünland stellt der Wachtelkönig (Crex crex). Für ihn muss die Vegetation dicht und hoch, aber dennoch nährstoffarm sein. Nur auf genügend großen, unzerschnittenen und feuchten Flächen, die nicht vor August gemäht werden, kann er erfolgreich brüten. Weniger als 100 rufende Männchen können für ganz Nordrhein-Westfalen noch verzeichnet werden. Gemeinsam mit dem Rotschenkel ist er der seltenste und gefährdetste unter den Grünlandvögeln, die im Fokus unseres Life-Projektes stehen.